Winter auf der Schmidtenhöhe © NABU Deutschland
Sreuobstwiesen bei Güls, © Unbekannt

„Im Laufschritt zum Hungerlohn“, oder: Von den Rändern her denken! Eine gesellschaftliche und theologische Kritik der Arbeit
Samstag, 09.03.2019, 09:30 bis 16:30 Uhr
Superintendentur des Kirchenkreises Koblenz, Mainzer Straße 81, 56075 Koblenz (großer Saal)
https://www.oekumenisches-netz.de/2019/02/im-laufschritt-zum-hungerlohn-oder-von-den-raendern-her-denken-eine-gesellschaftliche-und-theologische-kritik-der-arbeit/
Anmeldung: info@oekumenisches-netz.de (bis 1. März)
„Im Laufschritt zum Hungerlohn“, oder: Von den Rändern her denken! Eine gesellschaftliche und theologische Kritik der Arbeit im Kapitalismus Nicht nur in der Vorweihnachtszeit sind Paketdienste und ihre Bediensteten gefragt. Die billige Zustellung hat aber ihren Preis: Die Beschäftigten hetzen sich nicht selten 60 Stunden ab – und das für einen Lohn, von dem sie nicht leben können. Solche Phänomene waren bisher eher aus dem globalen Süden bekannt – unter anderem in der Bekleidungsproduktion mit ihren unmenschlichen Zuständen. Die Auslagerung von arbeitsintensiver Produktion samt sozialer (und ökologischer) Zerstörungen schlägt nun aber immer mehr in die Länder zurück, die vormals von dieser Auslagerung und dem Import verbilligter Waren profitierten. Prekäre Arbeitsverhältnisse gibt es nicht mehr nur im globalen Süden, sondern zunehmend auch im globalen Norden. Menschen müssen entweder einen oder gar mehrere schlecht bezahlte, unsichere oder auch informelle Jobs annehmen. Noch weiter an den Rand – im globalen Süden sogar zur Flucht – gedrängt werden sie, wenn ihre Arbeitskraft gar nicht mehr verwertbar ist. Die genannten Erfahrungen machen deutlich: Die Sicherung des Lebens durch Arbeit und die gesellschaftliche Integration über Arbeit stoßen offensichtlich an ihre Grenzen. Zugleich werden die sozialen Sicherungssysteme abgebaut, die vor den Folgen der Arbeitslosigkeit schützen sollten, weil sie an die Grenzen der Finanzierbarkeit stoßen. Solche 'Grenzerfahrungen' signalisierendie Krise des Kapitalismus, die zugleich eine Krise der Verwertung von Arbeit ist und damit die Arbeitsgesellschaft in Frage stellt.Ein gesellschaftskritisches und theologisches Den-ken und Handeln, das für das Leid von Menschen empfindsam ist, muss nach den tiefer liegenden Zusammenhängen dafür fragen, warum immer mehr Menschen überflüssig gemacht und Netze sozialer Sicherheit abgebaut werden. Dies ist um so wichtiger, als eine reflexionsfeindliche Suche nach Schuldigen für gesellschaftliche Problemzusammenhänge (Flüchtende, AusländerInnen, aber auch 'die' BankerInnen, 'die' PolitikerInnen etc.) rechtsextremem Denken und Handeln den Weg bereitet – nicht nur im globalen Norden! In der ökumenischen Bewegung verbindet sich gesellschaftskritische Analyse mit theologischer Reflexion. Insofern schließt die gesellschaftstheoretische Kritik der Arbeit die Frage nach der Bedeutung der Arbeit in der Theologie ein, vor allem in befreiungstheologischem Denken. Die Herausforderung für die Theologie könnte darin bestehen, statt Arbeit im Horizont der Befreiung positiv zu bewerten, sie im Horizont der Unterscheidung zwischen Gott und Götzen zum Gegenstand der Kritik zu machen. Als Fragestellungen sollen im Fokus der Tagung stehen: - Wer gerät wie in Deutschland und weltweit an den gesellschaftlichen Rand? - Welche Rolle spielt dabei Arbeit und wie hat sich die Arbeitswelt in Zeiten von Maschinisierung, Digitalisierung und Roboterisierung (Arbeit 4.0) entwickelt? - Welche Rolle spielt Arbeit in der theologischen Reflexion? Welche Akzente kann eine Theologie setzen, die das Leid von Menschen im Zusammenhang des gesellschaftlichen Ganzen reflektiert? Veranstalter: Gemeindedienst für Mission und Ökumene (GMÖ), Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar, Solidarische Kirche im Rheinland, SÜDWIND Institut für Ökonomie und Ökumene, KAB Katholische Arbeitnehmerbewegung im Bistum Trier.